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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783946723561
Umfang: 96 S., 1 s/w Foto, 11 s/w Zeichng., 12 Illustr.
Lesealter: 10-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Das Mädchen Marina erlebt in ihrem kleinen rumänischen Heimatort von Kind an das Elend der Dorfhunde. Mit der Hilfe ihres eigenen Hundes entwickelt sie sich schließlich vom schüchternen Mädchen zu einer jungen Frau, die dazu beizutragen möchte, das Leid der Tiere zu verringern und das Bewusstsein der Menschen für den Wert der Tiere zu stärken. Ein Buch, das HOFFNUNG gibt und den Glauben daran festigt, dass wir alle gemeinsam die Möglichkeit haben, die Welt zu einem lebenswerteren Ort für alle Geschöpfe zu machen. Nach "Sternschnuppenlicht" und "Sterne sind Hoffnung" ist "Sternschnuppenklang" das dritte und letzte Buch einer Trilogie um die Gefühle von Tieren und Menschen in einer Welt, die nach Mitgefühl ruft. Ein Buch aus dem "Projekt Sternschnuppenlicht"

Leseprobe

Sternschnuppenklang Das große plüschige Ohr des schneeweißen Hundes zuckte, während der dicke, behäbige Käfer mühsam, aber zielstrebig über die flauschigen, weichen Haare kletterte. Das wiederholte Zucken gestaltete sein Vorhaben noch anstrengender, aber trotz aller Beschwerlichkeit bahnte er sich tapfer seinen Weg durch das dichte seidige Fell des Hundeohres. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihn von seinem Ziel, die Haare wurden hier lichter, der Weg schien nun frei zu sein und die warme dunkle Ohrmuschel verlockend nah. In diesem Moment schüttelte der Hund hingebungsvoll und anhaltend seinen Kopf, um dem lästigen Kitzeln der Käferbeine zu entgehen. Mit kraftvollem Schwung wurde das schwarze Käfertier durch die Luft geschleudert, so überrumpelt von dem Geschehen, dass es nicht mehr dazu kam, seine Flügel auszubreiten und davonzufliegen. Der unerwartete Schub schleuderte das plumpe Insekt auf die weiche, vom letzten Regen noch durchnässte Erde und dort landete es auf dem Rücken. Mit schief gelegtem Kopf betrachtete der Hund den Störenfried und beobachtete eine Weile konzentriert die Versuche des Käfers, wieder auf die Beine zu gelangen. Doch schnell verlor der junge Hund das Interesse an dem Krabbeltier, gähnte, rekelte sich im Liegen und schaute dann interessiert in den Garten. Schließlich stand er auf, überließ den Käfer seinem Schicksal und ging zwei, drei kurze Schritte, bis der Zaun seines kleinen Verschlags ihn stoppte. Er drückte seine schwarze Nase mit den wenigen rosaroten Tupfen durch das rostige Maschengitter und schien eine Weile darüber nachzudenken, was nun zu tun sei. Marina stand am Fenster ihres Zimmers und beobachtete den jungen Hund aus der Ferne. Seit vier Wochen saß der kleine Kerl nun hier in diesem Verschlag, in demselben Verschlag, in dem zuvor viele Jahre lang ein anderer Hund gelebt hatte. Ihr Gesicht verdunkelte sich bei dem Gedanken daran. Seit sie sich erinnern konnte, war dieser andere Hund dort gewesen, eingesperrt, unbeachtet, vernachlässigt. Mit Schrecken dachte Marina - wie so viele Male zuvor - an den Tag zurück, als der Hund, sie wusste, es war eine Hündin gewesen, blutend und scheinbar leblos vom Grundstück getragen worden war. Wie jedes Mal, wenn sie an die alte Hündin und an diesen schrecklichsten Tag ihres Lebens dachte, liefen Tränen über ihr Gesicht, wie jedes Mal glaubte sie, die Schmerzen und die Einsamkeit des Tieres am eigenen Leib und in der eigenen Seele zu empfinden. Viele Jahre hatte sie still mit ihr gelitten. Sie war nicht in der Lage gewesen, etwas für sie zu tun. Nicht einmal einen Namen hatte sie gehabt. Weder das Leid der Hündin noch das des kleinen Mädchens war von irgendjemandem registriert worden, weder von den Eltern noch den Geschwistern. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie versuchte, sich ein wenig um die Hündin zu kümmern, ihr nahe zu sein. Ganz deutlich empfand sie damals die Freude, die Hoffnung, die das Tier dadurch verspürte. Doch ihre Eltern verboten ihr schließlich, sich mit der Hündin zu beschäftigen. Sie durfte sich dem Verschlag nicht mehr nähern, und um auch den Sichtkontakt zu verhindern, brachte der Vater eine Plane am Gitter an, die ihr und ihren Geschwistern den Blick auf den Hund versperrte, jedoch gleichzeitig auch die Welt des Hundes noch weiter verkleinerte und das Tier komplett isolierte. Viel Leid und Traurigkeit hatte dies über ihre Kinderseele gebracht, doch die Eltern sahen es nicht, vielleicht konnten sie es nicht sehen. Nachdem der Hund von fremden Menschen weggeholt worden war, offensichtlich schwer krank und dem Tod näher als dem Leben, war Marina verstört zurückgeblieben. Sie wusste nicht genau, was passiert war. Damals, vor über zwei Jahren, war sie erst knapp 13 Jahre alt gewesen, für ihr Alter sehr unsicher, mehr wie ein verschrecktes Kind noch, und hatte deshalb nicht zu fragen gewagt. Die Zeit verging, kein neuer Hund nahm den Platz der alten Hündin ein. Marina liebte alle Tiere und ganz besonde

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