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'Dich sah ich wachsen, Holz'

100+1 Jahre Saar-Wald-Kultur

Erschienen am 01.02.2022
24,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783956022425
Sprache: Deutsch
Umfang: 274 S.
Format (T/L/B): 2 x 27 x 21 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Unsere saarländischen Wälder haben eine wechselvolle Geschichte; sie sind wie ein Lesebuch, das wir entziffern können. Geprägt durch Industrie, Kriege und unterschiedliche Nutzungsarten sind die Handschriften der einzelnen Jahrzehnte heute immer noch erkennbar. Kräftige Eichen erzählen Geschichten aus der Zeit des Bergbaus. Fichten und Douglasien mussten bei der Wiederaufforstung herhalten, um nach den großen Kahlhieben nach dem 2. Weltkrieg, den Reparationshieben, möglichst schnell Flächen wiederzubewalden. Ebenso wie sich das Verständnis für die Funktion unserer Wälder über die Jahre geändert hat, hat sich auch die Art der Bewirtschaftung verändert. Heute wird der Staatswald unter Beachtung von Natur- und Artenschutz bewirtschaftet: Die Ökologie bildet den Rahmen. Die beiden Autoren betrachten den Weg dorthin unter dem Aspekt der Forstpraxis und der gesellschaftlichen Entwicklungen. Eindrucksvolle Fotos und Grafiken illustrieren diese Reise durch die saarländische Forstgeschichte.

Autorenportrait

Uwe Eduard Schmidt, 1960 in Göttelborn/Saar geboren, ist Professor für Wald- und Forstgeschichte im Institut für Forstwissenschaften an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br. Nach dem Studium der Forstwissenschaften und Promotion in Freiburg (Dr. rer. nat.) absolvierte er die Vorbereitungszeit für den höheren Forstdienst in Rheinland-Pfalz und war anschließend im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bonn Referent für neuartige Waldschäden. 1998 habilitierte sich Schmidt an der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit dem Thema »Das Problem der Ressourcenknappheit, dargestellt am Beispiel der Holznot in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert« (Dr. rer. silv. habil.). Ein besonderes Augenmerk spielten dabei die vielfältigen Lösungsansätze der ehemaligen Fürsten von Nassau-Saarbrücken, um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung für zukünftige Generationen zu etablieren. In den folgenden Jahren lehrte Schmidt als Hochschuldozent das Fach Forstgeschichte an der Universität Freiburg. Nach einem halbjährigen Aufenthalt als Guest Lecturer an der North Carolina State University in Raleigh/USA übernahm er 2005 den Lehrstuhl für Wald- und Forstgeschichte an der Universität Freiburg und ist dort seither lehrend und forschend tätig. Forschungsschwerpunkte sind die sich verändernden gesellschaftlichen Ansprüche an natürlich vorhandene und bewirtschaftete Ressourcen. In diesem Kontext sind wirtschaftliche, soziale und politische Kontinuitäten und Umbrüche (z. B. Ressourcenengpässe, Revolutionen, Kriege) und deren Auswirkungen von hoher Bedeutung. Der räumliche Fokus liegt in Südwestdeutschland, in den USA und Kanada.

Leseprobe

Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, die industriellen Strukturen haben die Menschen und die Landschaft im Saarland seit Jahrhunderten geprägt. Höhen und Tiefen erlebte in seiner Entwicklung dabei auch der saarländische Wald. Die Historie mit zwei Weltkriegen, der zunehmenden Industrialisierung insbesondere im Bergbau und dem Bedarf an Freizeitgestaltung und Erholungswerten sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Stillstand herrschte nie in den saarländischen Wäldern. Das zeigen die beiden Autoren Prof. Dr. Uwe Eduard Schmidt und Jörn Wallacher auf ihrer Reise durch die unterschiedlichen Epochen der Waldgeschichte eindrucksvoll. Sie werfen nicht nur einen Blick auf die Waldstruktur, die sich mit der unterschiedlichen Bewirtschaftung verändert hat, sondern auch auf die Menschen dahinter. In jedem einzelnen Kapitel wird deutlich, wie das Denken der Zeit den Wald gestaltet oder auch ihm geschadet hat. Zeugnisse der Waldarbeiter, Bergarbeiter und Förster geben Aufschluss über das Verhältnis zur Natur in den unterschiedlichen Jahrzehnten. Wie mal mehr und mal weniger die Erholungsfunktion die Nutzfunktion überwogen hat, bis man erkannte, dass beides zusammen gedacht werden muss. Nach und nach hat ein Umdenken in der Forstwirtschaft stattgefunden, nicht nur im Saarland, sondern deutschlandweit. Die Ökologie gibt dabei heute noch den Rahmen vor. Niemand anderen als die beiden Autoren hätten wir uns für diese Zeitreise durch die Geschichte unserer Wälder vorstellen können - beides Saarländer und beides Kenner und Liebhaber der Materie, die mit großem Engagement und Enthusiasmus dieses Werk verfasst haben. Für Prof. Dr. Uwe Schmidt ist Wald- und Forstgeschichte Teil seiner täglichen Arbeit an der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg. Sie im Saarland zu beleuchten ist dabei für ihn auch ein Stück Heimatverbundenheit. Dass wir diese Expertise gewinnen und damit dieses Werk aufbauen konnten, freut uns daher besonders. Auch Jörn Wallacher, jahrelang in leitender Funktion im Umweltministerium im Bereich Forst engagiert, kann aus seinem Erfahrungsschatz schöpfen. Er ist nicht nur ein Zeitzeuge, der unseren Wald über Jahre hat wachsen und entstehen sehen, sondern hat maßgeblich zu seinem heutigen Zustand beigetragen. Ihm als Augenzeuge der letzten Jahrzehnte gelingt es, mit einem Augenzwinkern manch zahlenlastige und forstwissenschaftliche Ausführung in eine Anekdote umzuwandeln und den Leser damit in die Geschichten unserer Wälder hineinzuziehen. Bereits vor mehr als 30 Jahren hat das Saarland die Bewirtschaftung des Staatswaldes auf die naturnahe Waldwirtschaft umgestellt. Eine kurze Zeitspanne im Vergleich zur Lebenserwartung von Bäumen. Und doch sind Veränderungen in der Waldbewirtschaftung Grundlage für die weitere Arbeit mit unseren Wäldern geworden. Diese 30 Jahre sind der Grund dafür, dass wir heute im Saarland eine bessere Ausgangssituation für klimastabilere und artenreiche Wälder haben als es bundesweit der Fall ist. Mit Einführung der naturnahen Waldbewirtschaftung - einzelstammorientiert, ohne Einsatz von Chemie, ohne Kahlschläge und unter stetiger Erhöhung des Laubwaldanteils - hat das Saarland den Grundstein für das Wirtschaften im Einklang mit der Natur und den Erhalt des Artenreichtums gelegt. Mit einem Flächenanteil von 36 Prozent gehört das Saarland zu den waldreichsten Bundesländern. 41 Prozent der saarländischen Waldfläche sind im Eigentum des Landes und werden vom SaarForst Landesbetrieb bewirtschaftet. Neben der Nutzfunktion und der Erholungsfunktion ist der Wald ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Im Kampf gegen den Klimawandel ist der Rohstoff Holz als Kohlenstoffspeicher im Baubereich von großer Bedeutung. Das zu erhalten und stetig mit den neuesten Erkenntnissen der Forschung weiterzuentwickeln ist unser Ziel. Eine sehr gute Ausgangslage bildet auch der überdurchschnittlich große Anteil an naturnahen Buchenwäldern, die - weltweit gesehen - seltene Ökosysteme darstellen. Somit hat das Saarland auch eine besondere Verantwortung für die Erhaltung des Lebensraums Buchenwald und die darin vorkommenden Arten. Miteinander statt übereinander reden war und ist dabei unser Credo. Gemeinsam mit den Waldbesitzern und Naturschutzverbänden haben wir über Jahre Ziele und Maßnahmen definiert, wie wir Naturnutzung und Naturschutz zusammenbringen können. Der Handlungsleitfaden »Biodiversität im Wirtschaftswald« bildet den Rahmen für die tägliche Arbeit des SaarForst Landesbetriebes. Der ökologische Aspekt hat dabei klar Vorrang vor ökonomischen Interessen. Als erstes Bundesland hat das Saarland zehn Prozent der Staatswaldfläche komplett aus der Bewirtschaftung genommen, um dort die Natur Natur sein zu lassen. Dies ist ein wichtiger Baustein der Saarländischen Biodiversitätsstrategie und ein Beitrag zur Konvention zur Biologischen Vielfalt. Nicht nur die Bewirtschaftung nach ökologischen Richtlinien kostet Geld, die klimatischen Veränderungen haben vor allem in den Jahren 2018 bis 2021 auch zu hohen Einnahmeverlusten geführt. Diese werden im Staatswald aber nicht durch einen stärkeren Holzeinschlag oder Personalkürzungen kompensiert. Das Land greift hier unter die Arme und stellt die Finanzierung des Defizits aus dem Landeshaushalt sicher. Eine Finanzierung, die auch als Investition in die Zukunft unseres Waldes gesehen werden kann. Naturschutz und Biodiversität kosten Geld, aber es lohnt sich: der Holzvorrat hat sich durch weniger Einschlag bereits in den letzten Jahrzehnten fast verdoppelt. Unsere Wälder beherbergen eine Vielzahl von Baum- und Gehölzarten und sind bereits heute in weiten Teilen strukturreich - so soll es weitergehen. Die aktuellen Entwicklungen - Klimawandel und damit einhergehend Trockenheit, Starkregenereignisse, Schädlinge und Krankheiten - bedeuten für uns, dass kein Stillstand herrschen darf. Ein stetiges Prüfen und Weiterentwickeln der Strategie im Umgang mit dem Ökosystem Wald gehört zur Arbeit der Forstabteilung im Ministerium und des SaarForst Landesbetriebes dazu. Dieses Werk sehen wir dabei als Teil des Prüfens und Weiterentwickelns. Es arbeitet die Geschichte unserer Wälder der letzten 101 Jahre auf, fasst sie anschaulich zusammen und gibt einen Ausblick, wie sie weitergeführt werden kann, damit der Wald als »Ewiger Wald« nicht nur ein Traum Johann Wolfgang von Goethes bleibt. Der Wald als immerwährende Ressource ist eine Idee mit einer langen Entstehungsgeschichte, die unter dem Begriff »Nachhaltigkeit« heute wichtiger denn je ist. Im Jahr 1922 hat sie Alfred Möller mit seiner legendären Schrift »Der Dauerwaldgedanke« konkretisiert. Diesem Konzept folgen wir im Saarland seit mehr als drei Jahrzehnten. Das vor uns liegende hundertjährige Erscheinungsjahr gibt uns Anlass, aufs Neue darüber zu reflektieren. Wir wollen den folgenden Generationen intakte Wälder hinterlassen, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit geben, Holz als nachhaltigen Rohstoff weiter nutzen zu können. Unser Dank gilt dabei auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des SaarForst Landesbetriebes sowie der Forstabteilung im Ministerium, aber auch den Kommunalwald- und Privatwaldbesitzern, die das erschaffen haben und erhalten. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir die gleiche Freude beim Lesen und Studieren dieses Werkes, wie wir sie hatten. Reinhold Jost Thomas Steinmetz