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Dekolonisiert den Hipster

Nautilus Flugschrift

Erschienen am 26.09.2022
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783960543053
Sprache: Deutsch
Umfang: 136 S.
Format (T/L/B): 1.2 x 20.8 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Nur wenige Spezies unserer urbanen Fauna werden leidenschaftlicher verachtet als der Hipster. Mit dreister Ironie entflieht er hakenschlagend jedem Definitionsversuch - und doch wissen wir genau, wenn wir einen vor uns haben. Hipster sind vor allem immer die anderen, sie sind kulturelle Ware, ready-made Meme, die pseudocoole Avantgarde der Gentrifizierung und die Personifikation eines träumerischen Kapitalismus mit reinem Gewissen. Doch Grégory Pierrot taucht viel tiefer in die Geschichte der Hipster ein - in eine Geschichte von Kolonialismus, Ausbeutung, Verdrängung und Aneignung Schwarzer Kultur. Es ist Zeit, den Hipsterhabitus und seine Produkte, die wir voller Hassliebe absorbieren, aufzudröseln, zu überdenken, aufzulösen, aufzuräumen, zu sortieren, zu dezentrieren - eben zu dekolonialisieren. Dieses elegant-ätzende Bestimmungsbuch gibt dazu Anleitung.

Autorenportrait

Grégory Pierrot, geboren in Frankreich, lehrt Englisch an der University of Connecticut in Stamford. Er forscht zur atlantischen afrikanischen Diaspora mit Schwerpunkt auf Haiti, Frankreich, den USA und dem Vereinigten Königreich. Grégory Pierrot ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher, u.a. 'The Black Avenger in Atlantic Culture' und 'Haitian Revolutionary Fictions. An Anthology'. JanFrederik Bandel, geboren 1977, lebt in Leipzig. Er hat Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Hamburg und der Johns Hopkins University Baltimore studiert und an der HumboldtUniversität zu Berlin promoviert. Er ist Lektor bei Spector Books und arbeitet als freier Lektor, Übersetzer und Autor.

Leseprobe

Mit seinem Fixie-Bike schlängelt der Hipster sich durch den Verkehr, er ist auf dem Weg zu seinem Stammlokal, fruher war es das, was man eine 'dive bar' nennt: eine Spelunke, dann wurde es von einigen Wallstreet-Investoren aufgekauft, jetzt heißt es Dive Bar, man kann Pabst Blue Ribbon in der Dose bestellen, das wird im Sektkubel serviert, oder frisch Gezapftes aus Kleinstbrauereien. Womöglich gibt es auch Frauen da - ihr erkennt sie an ihrer Aufmachung, zwanzig Arten, einen Pony zu tragen, Blumentattoos winden sich die nackten Arme entlang, Schichten von einst und kunftig wieder coolen Klamotten - alles Vintage, denn alles Vergangene ist jetzt cool, egal ob es schon einmal cool war oder nicht -, die ganze sorgfältigst hergerichtete Nachlässigkeit. Sicherheitshalber landet alles auf Instagram und wird mit Hashtags versehen. Das ist ein Klischee? Naturlich ist es das. Und wie alle Klischees gehört der Hipster inzwischen einfach zur Ausstattung, eine Plage fruherer Zeiten, die so nahtlos in den Stoff der heutigen eingewoben ist, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Aber das war nicht immer so. Einstmals, in der grauen Vorzeit der 1990er Jahre, bestand das naturliche Habitat des Hipsters aus ganz spezifischen, abgegrenzten urbanen Ökosystemen. () Jetzt ist die ganze Welt ihre Austernbar, und wir alle speisen darin.