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Mist, das Lied ist nicht ganz drauf gegangen ...

Eine Medienkindheit in den 80ern

Erschienen am 15.08.2017
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783961330553
Sprache: Deutsch
Umfang: 194 S., 25 Illustr.
Format (T/L/B): 1.3 x 24 x 17.1 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Darf man schon von einer Medienkindheit sprechen, wenn man MacGyver nicht für eine Fast Food-Kette hält und wenn man weiß, dass Marty McFly am 29. Oktober 2015 um 16.29 Uhr in der Zukunft angekommen ist? Und wenn man noch nie ein Video auf YouTube hochgeladen hat, in dem an "Atemlos durch die Nacht" rückwärts gurgelt? Cornelia Klein, Jg. 1977, lädt Sie ein auf eine nostalgisch-verklärte Zeitreise durch die Medienwelt der späten 1970er bis frühen 1990er-Jahre - von der Ponderosa Ranch über Taka-Tuka-Land bis nach Schlumpfhausen. Kommen Sie mit in eine Zeit, als man zum "draußen spielen" noch tatsächlich vor die Tür gehen musste, ohne auch nur ein einziges Porkemon zu finden. In eine Zeit, in der man bei Apple noch an Obst dachte und bei Windows an Fenster. Ein augenzwinkerndes Wiedersehen mit den Medien(-Helden) unserer Kindheit.

Autorenportrait

Dr. Cornelia Klein, Jg. 1977, ist verheiratet, hat zwei Söhne, keinen Hund, aber ein altes Tablet, ein Smartphone und noch zwei, drei andere Geräte, die man in den 1980er-Jahren nicht vermisst hat. Sie studierte Diplom-Pädagogik in Heidelberg und promovierte in Karlsruhe über die Fans von Bruce Springsteen (Mediale Vorbildkompetenz). Sie arbeitet als Lektorin und Redakteurin bei einem sozialwissenschaftlichen Verlag und als freie Autorin und Journalistin (www.klein-text.de).

Leseprobe

Tie Break im dritten Satz oder: Wie Boris Becker mir den achten Geburtstag vermasselte Es war der 7. Juli 1985. Der Magnolienbaum vor dem Küchenfenster stand in voller Blüte. Die Bienen summten über die sattgrüne Wiese und die Sonne strahlte mit mir um die Wette. Beste Voraussetzungen für einen achten Geburtstag! Dachte ich. Denn schon beim Eintreffen der ersten Gäste wurde klar: Dieser Geburtstag würde anders werden. 'Laufen die Vorberichte schon? Ach ja, herzlichen Glückwunsch!' begrüßte mich mein Quasi-Großonkel pünktlicher als sonst, um direkt das Wohnzimmer anzusteuern. Das Fragezeichen in meinem Gesicht ignorierte er ebenso, wie die sonst so begehrte Buttercremetorte meiner Mutter. Das Szenario wiederholte sich mit jedem neu eintreffenden Gast. Die Indizien verdichteten sich: Irgendetwas war hier im Gange. Schon damals tangierte mich Tennis in etwa so, wie der sprichwörtliche chinesische Reissack. Nur so ist es zu erklären, dass ich als einzige nicht mitbekommen hatte, wer da im Begriff war, mir meine Geburtstagsfeier ordentlich zu vermasseln. Boris Becker war gerademal neun Jahre und 228 Tage älter als ich und lebte 40 Kilometer entfernt. Doch im Gegensatz zu mir hatte er seine Kindheit offenbar nicht in Sandkästen oder auf Klettergerüsten verbracht, sondern auf dem Tennisplatz. An jenem 7. Juli bekam er die Quittung dafür. Mit 3:6, 7:6, 6:1, 4:6 und 9:7 gewann er um 17:26 Uhr gegen den Neu-Amerikaner Kevin Curren das Grand Slam-Turnier von Wimbledon. Mit sämtlichen Vor- und Nachberichten brachte er mich damit um etwa 95 Prozent meiner Geburtstagsfeier. Tennis kam daher - anders, als für die anderen elf Millionen Fernsehzuschauer - als favorisierte Sportart für mich nicht infrage. Alternativen mussten her. Von da an hatte ich ohnehin ein eher ambivalentes Verhältnis zur Leibesertüchtigung. Vermutlich interessiert mich dabei nicht mal so sehr der Sport selbst, als eher der Hype, der darum betrieben wird. Insofern bin ich wohl gänzlich ungeeignet als Schach- oder Rhythmische Sportgymnastik-Fan.